Alte Bezeichnungen
Die Hausnamen von Lollschied
Alte Bezeichnungen Die Hausnamen von Lollschied Hausnamen sind für unsere nähere Heimat typische Erscheinungen. Unabhängig von den jeweiligen Besitzern bleibt der Name des Anwesens oft über Generationen erhalten. Häufig wurden bei den Hausnamen die Namen von früheren Besitzern oder Erbauern oder deren Berufe herangezogen. Auch wenn ein Mitglied einer Familie aus einem solchen benamten Haus verzog, wurde diese Person im ländlichen Umfeld zur Identifizierung immer noch mit dem Hausnamen genannt. Z. B. „Schneiderhannesse Herbert“ oder „Bornhannese Edgar“. Hausnamen finden sich nur im historischen Kern von Lollschied. Im Neubaugebiet hat sich die Tradition der Hausnamen verloren. Das Dorf Lollschied gliedert sich grob in vier Teilbereiche. Von alters her gab es „Iwwerdorf“, „Unnerdorf“ und „Borneck“. Hinzugekommen ist das Neubaugebiet „Im Höms“. Das „Iwwerdorf“ findet sich im oberen Bereich der Hauptstraße bis zum Rathaus. Die „Borneck“ stellt den unteren Bereich der Hauptstraße vom Rathaus bis zum Ortsausgang dar. „Borneck“ deshalb, weil sich hier die historische Quellfassung befindet, die lange Zeit die Wasserversorgung der Lollschieder sicherstellte. Das „Unnerdorf“ bildet die heutige Talstraße. In den folgenden Beschreibungen der alten Häuser von Lollschied sind die Bewohner aufgeführt, die im letzten Jahrhundert lebten und jene, welche heute die Gebäude bewohnen. Eine zukünftige Aufgabe wird es sein, die Chronologie weiter in die Vergangenheit zu treiben. Beschrieben sind auch nur die Anwesen, die überlieferte Hausnamen aufweisen.
Hausnamen des „Iwwerdorfes“ von Niedertiefenbach her gesehen
Hangottfriereschs
Hauptstraße 3, ehemals Haus 46
Das Haus bildete bis 1842 vor dem großen Brand von Lollschied den oberen Abschluss des Oberdorfes. Der Hausname leitet sich von „Hans Gottfried“ ab, wohl der Errichter. Das Gehöft wurde ehemals von Mina Müller bewohnt. Sie war ledig und zog im Alter zu ihrer Schwester bei „Bornpiererschs“. Das Haus wurde dann von der Familie Werner und Inge Kowalzik in den sechziger Jahren übernommen. Bernd Kowalzik baute die Scheune in den neunziger Jahren zum Wohnhaus aus. Andreas Kowalzik ist nach Obertiefenbach verheiratet, Jürgen Kowalzik wohnt in Singhofen. Das vordere Wohnhaus wird heute von Inge Kowalzik, das hintere Wohnhaus von Karin Kowalzik und den Söhnen Markus und Timo bewohnt.
Bornhannese
Hauptstraße 4, ehemals Haus 51
Dieses Gehöft bewohnte einst die Familie Werner. Sie betrieben Landwirtschaft, zudem bestand im vorderen Teil bis in die vierziger Jahre ein Geschäft für Lebensmittel und Haushaltswaren. Nachdem der einzige Sohn Willi im Krieg gefallen war, zog die hinterbliebene Ehefrau die beiden Töchter Johannette und Auguste alleine auf. Johannette (Anna) heiratete Wilhelm Weldert aus Niedertiefenbach. Tochter Auguste heiratete nach Miehlen. 1952 übernahm die Familie Karl Holzhäuser das Anwesen. Mit Hausnamen hieß die Familie „Bornhannesse“, weil sie gegenüber des Borns in der „Borneck“ im heutigen Anwesen Maxeiner wohnte. Die Familie hatte 5 Kinder. Der älteste Sohn Otto fiel im 2. Weltkrieg. Das Haus wurde von dem Sohn Horst Holzhäuser übernommen.
Er betrieb bis 1984 Landwirtschaft und übte im Winter den Beruf eines „Hausschlachters“ aus. Als Schlachter war er weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. Günter Holzhäuser war Koch, betrieb zeitweise eine Gaststätte in Dausenau und war dann Betriebsmeister bei der Fa. Siemens in Bad Ems. Emil Holzhäuser war Maurer und heiratete nach Oberwies. Else Holzhäuser heiratete nach Roth. Derzeit wohnt noch die Ehefrau von Horst Holzhäuser, Giesela Holzhäuser, in dem Haus. Sohn Otto wohnt in der Schulstraße, Sohn Edgar ist nach Bad Nauheim verzogen.
Owweschäfersch
Hauptstraße 5, ehemals Haus 47
Das historische Wohnhaus ist das etwas zurückliegende kleinere Gebäude. Der Hausname leitet sich wohl von einer Familie Schäfer ab, die das Haus errichtet hat. Zur Unterscheidung mit den „Unneschäfersch“ im Unterdorf hat man die Bezeichnung „Owweschäfersch“ herangezogen. Das Gebäude wurde wahrscheinlich Ende des 19. Jahrhunderts errichtet. An Stelle des größeren, heutigen Wohnhauses stand hier früher eine Fachwerkscheune. Diese wurde in den Sechziger Jahren abgerissen und durch das Wohnhaus ersetzt.. Bewohnt wurde das kleinere Gebäude von dem Ehepaar Heinrich und Luise Spriestersbach. Heinrich wurde auch „Bumm“ genannt. Früher (vor Einsatz der Dreschmaschinen) wurde beim Dreschen mit dem Dreschflegel eine Dreierrunde eingesetzt, die im Takt die Flegel schlugen. Um den Takt zu halten, riefen die Drescher beim Schlag in der Reihenfolge dann „Vatter“ – „Modder“ – „Kind“. Da Heinrich statt „Kind“ immer „Bumm“ sagte, hatte er bald mit Bumm seinen Spitznamen weg. Zudem pflegte er eine „rustikale Art“ im Umgang mit anderen Menschen. In dem kleinen Gebäude wurde bis in die vierziger Jahre eine Gastwirtschaft betrieben, danach ein Getränkeverkauf. Die Tochter Gertrud, heiratete Franz Henning, den es als Soldat nach Lollschied verschlagen hatte. Er arbeitete als Bauhelfer bei Baufirmen in der Nachbarschaft. Das Ehepaar hatte 6 Kinder. Horst-Dieter Henning heiratete nach Becheln, Wolfgang Henning nach Dienethal, Angelika Henning nach Attenhausen und Ilona Henning wohnt heute in Singhofen. Ulrich Henning wohnt im Neubaugebiet in Lollschied. Derzeitige Bewohner sind die Familie Klaus und Claudia Henning mit den Söhnen Lukas und Simon.
Owwerhannesse
Hauptstraße 6, ehemals Haus 1
Offensichtlich hat ein „Hans“ dieses Anwesen gegründet. Zur Unterscheidung mit dem Unterlieger, der offensichtlich auch ein „Hans“ war nannte man das Gehöft „Owwerhannesse“. Das Gebäude wurde bis 1973 von der Familie Alois und Maria Kaiser bewohnt. Sie betrieben eine kleine Landwirtschaft. Die Ehe blieb kinderlos. In den fünfziger Jahren sollte Franz Benz „eingesetzt“ werden. Das war eine typische Erscheinung der Nachkriegszeit, dass man Waisen oder Kinder aus kinderreichen Familien in kinderlose Familien oder solche, die die Kinder im Kriege oder durch Krankheiten verloren, „einsetzte“. Heute würde man sagen, man adoptiert Kinder. Franz zog es aber vor, nach einigen Jahren woanders sein Glück zu versuchen. Später zogen sie altersbedingt in das Herpelstift nach Limburg, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Das Gehöft wurde dann von Familie Unger aus Wiesbaden gekauft, die es für wenige Jahre nutzten. Sie gaben aber bald den Wohnsitz wieder auf und veräußerten das Anwesen an Prof. Harald Braehm und seine Ehefrau Kerstin Schwibbert. Er war Professor für Grafik und Design an der FH Wiesbaden. Zudem schrieb er einige Bücher mit historischem Hintergrund und war auch bekannt aus der Fernsehserie Terra X. Sein Hobby galt den Kelten. Er gestaltete das Haus so um, wie auch heute noch erhalten. Nach Trennung der Ehe zog Prof. Braehm nach Bettendorf. Die nachfolgenden Eigentümer waren Hans-Jörg und Jelena Majdandzic`, die in der Scheune ein Theater einrichteten. Jelena Majdandzic` hatte sich dem Schwarzlichttheater verschrieben und gab auch mit Laien einige Vorstellungen. Thomas Möchel und Heike Störmer mit ihren Kindern Lennart und Arthur bewohnen das Gebäude seit 2008. Im hinteren Teil des Wohnhauses betreibt Heike Störmer eine Reparaturschusterei. Thomas Möchel hat einige Bienenvölker in Obhut und ist Hobbyimker.………… der ganze Inhalt dieses Kapitels ist in unserem Buch „1200 Jahre Lollschied – Geschichte und Geschichten der Gemeinde“ nachzulesen.