Vom Chaos ins Chaos – Die Weimarer Republik, das Naziregime und der 2. Weltkrieg

Weimarer Republik und 3. Reich

Auf Anordnung des Landratsamtes wurde der Schulbetrieb im November 1918 eingestellt, um Platz für die zurückgekehrten Soldaten zu machen. Erst besetzten Amerikaner unsere Heimat. Aber schon im Dezember kamen französische Soldaten, die erst in der Schule, dann aber auch in Privathäusern untergebracht waren. In der Schule wurden Geigen und verschiedene Ausstattungsgegenstände von den Besatzern gestohlen. Auch die Fahne des Männergesangvereins wurde mitgenommen. Ansonsten gab es aber keine Klagen gegen die französischen Soldaten. Nach und nach wurden die Besatzungssoldaten dann in die ehemaligen Kasernen deutscher Soldaten verbracht und somit aus der Fläche gezogen. Wohl auch um feindselige Akte zu vermeiden. 1920 kamen dann die letzten Kriegsgefangenen nach Hause. Lollschied hat mit 6 Gefallenen einen relativ kleinen Blutzoll gezahlt. Betrachtet man andere Orte im Umland, dann sind teilweise bis zur Hälfte der Kriegsteilnehmer nicht mehr zurückgekehrt. Es taten sich aber neue Probleme auf. Lehrer Blum, der Ostern 1918 die Volksschule in Lollschied übernahm, beschreibt die Situation in diesem Jahre folgendermaßen: Während des Winters (1918/1919) herrschten in Deutschland trostlose Zustände. Durch die Erfüllung der Friedensvertragsbestimmungen wurde unsere Industrie lahm gelegt.Es fehlten Kohlen und Rohstoffe. Diese Lage wurde noch verschlimmert durch die vielen Streiks in den Industriegebieten, die infolge mangelhafter Lebensmittelversorgung entstand. Auch wohl bei vielen aus Arbeitsunlust zurückzuführen sind.Bei den glänzenden Arbeitslosenunterstützungen war ja die Arbeit überflüssig. Die Ausfuhr von deutschen Waren in das Ausland war infolgedessen unmöglich. Unser Geldwert sank im Ausland außerordenlich, zeitweise bis auf einen Pfennig die Mark. Auch im Inland schnellten die Preise von allen Artikeln auf das 10 bis 20, ja mitunter das 30 fache der Friedenspreise. Aus folgenden Beispielen ist die kolosale Teuerung ersichtlich. Im März 1920 kostete, z. B. ein Pferd, welches früher 800 – 1000 Mark wert war 12 – 15000 M., 1 Maulwurfsfalle (??) 25 – 27 M, 1 Pfd. Eisen bis 3 M, 1 Ei 2 – 2,50 M, 1 Pfd. Butter im Höchstpreis 10 M. Die Preise für Schuhwerk und Bekleidungsstücke bewegen sich auf schwindelerregender Höhe. Für Lebensmittel ist die Zwangswirtschaft noch nicht aufgehoben; nebenan ist aber das Schiebertum und der Wucher in höchster Blüte. 1921 wurde das „Kriegerdenkmal“ auf dem Friedhof errichtet. Hierzu gab es private Spenden und eine größere Spende des Männergesangvereins. Den Großteil übernahm die Gemeinde. 1922 wurde eine vereinigte Fortbildungsschule eingerichtet, die die Gemeinden Singhofen, Lollschied, Pohl, Niedertiefenbach und Roth finanzierten. Diese Winterschulen waren darauf ausgerichtet, schulisches Grundwissen zu vermitteln, da durch die Kriegsjahre nur ein unzureichender Schulbetrieb erfolgen konnte. Durch die Besetzung des Ruhrgebietes durch französische Truppen wurde die Inflation dramatisch angeheizt. Die
Industrie wurde durch Kohlemangel lahmgelegt. Durch die Boykottierung
der Franzosen war das Leben weitestgehend lahmgelegt.

Kriegerdenkmal auf dem Lollschieder Friedhof

1923 wurde Lollschied elektrifiziert. Im März wurde die Zuleitung gelegt und das Ortsnetz zunehmend ausgebaut. Die Lehrerwohnung erhielt 6 Lampen. Der Schulsaal eine und die Treppe ebenfalls eine. Es waren sparsame Zeiten. Schon in 1922 zog die Inflation an, die sich dann auch 1923 noch verstärkte. Interessant ist an dieser Stelle, dass auch größere Gemeinden und Städte Notgeld herstellten. Dieses Papiergeld hatte eine „Halbwertszeit“ von wenigen Tagen, bis wenigen Stunden. Münzgeld bestand meistens aus Aluminium oder Eisen und wies exorbitant hohe Nennwerte auf. Glücklich konnte man sich schätzen, wenn man Dinge zum Tauschen hatte. Erst mit Einführung der Rentenmark, die auf einer Goldbasis stand, stabilisierte sich die Währung zum Ende des Jahres 1923. Während sich in der Folgezeit die Preise allgemein auf Friedensniveau einpendelten, gerieten die Preise für landwirtschaftliche Produkte zunehmend unter Druck. 1924 war offensichtlich ein sehr nasses Jahr mit einer großen Schneckenplage im Sommer und Herbst. Auch wird von einem Blitzeinschlag berichtet, die die Scheune von Heinrich Wagner (Neersch) einäscherte. Beschreibungen der Witterung finden sich immer wieder. Manchmal muss man den Eindruck haben, dass es nur schlechtes Wetter gegeben hat. 1925 bildete hier eine deutliche Ausnahme. Putschversuche rechter und linker Gruppierungen, sowie An- und Eingriffe ausländischer truppen hatten das reich von einer Krise in dies andere gestürzt, doch festigte sich nunmehr die Lage, und wenn auch Lollschied nur am rande von diesen Turbulenzen berührt wurde, so machte sich die beginnende erholung des wirtschaftlichen und politischen Lebens bemerkbar. In 1928 wurde die Wasserleitung Lollschieds erweitert. Die Kosten hierzu rekrutierten sich aus dem Verkauf von Holz aus der Werheck. Dieses Flustück wurde komplett kahlgeschlagen und parzelliert. Die einzelnen Parzellen wurden an einheimische Bauern verkauft. Die Baumstrünke wurden gesprengt. Bauern die Parzellen nur pachteten, erhielten für 10 Jahre Pachtminderung. Von weit über Lollschied und über die gesamte Region hinausgehender Bedeutung war der 30. November 1929. An diesem Tage räumten die französischen Truppen nach über 11 Jahren ihre Garnison in Koblenz und räumten auch das Rheinland. Die Franzosen waren nicht zimperlich mit der Rekrutierung der im Friedensvertrag festgelegten Reparationsgelder. Mancher Wald wurde auf Geheiß der Franzosen eingeschlagen und zum Verkauf gebracht. Die Gelder flossen Frankreich zu. Die Waldbesitzer erfuhren keinen Ausgleich. Konflikte jeglicher Art mit der deutschen Bevölkerung waren an der Tagesordnung. Deshalb wurden nach der Räumung überschwängliche Jubelfeiern abgehalten. Entlang des Rheines wurde Feuerwerk abgebrannt, welches durchaus als Vorläufer von „Rhein in Flammen gelten mag. Das damals durchaus patriotische Gedankengut und die nationalistische Einstellung auch der Landbevölkerung wurde offenkundig durch entsprechende Berichte in der Presse und auch in Sendungen des aufkommenden Rundfunks. Die Schule erhielt den ersten Radioapparat Lollschieds Ende 1929. Man war froh, diese ungeliebten Gäste aus dem Westen losgeworden zu sein.………… der ganze Inhalt dieses Kapitels ist in unserem Buch „1200 Jahre Lollschied – Geschichte und Geschichten der Gemeinde“ nachzulesen.