Nach der Okkupation des Herzogtums Nassau durch Preußen im Deutschen Krieg wurde 1866 das Herzogtum Nassau, die ebenfalls eingegliederte Freie Stadt Frankfurt und einige Hessen-Darmstädtische Gebiete aufgrund der Verordnung vom 22. Februar 1867 dem Regierungsbezirk Wiesbaden zugeordnet und dieser in zwölf Kreise eingeteilt. Die bisherigen nassauischen Ämter Diez, Limburg, Nassau und Nastätten bildeten den Unterlahnkreis. Sitz des Landratsamts war die Stadt Diez. Der Kreis umfasste sechs Städte und 115 Landgemeinden; er hatte eine Fläche von 61.875 Hektar mit 63.891 Einwohnern. Obwohl Preußen die bestehenden Ordnungen und Gesetze nur behutsam anpasste oder veränderte, bestand in der Bevölkerung offenbar eine gewisse Abneigung gegen die neue Obrigkeit. Dies äußerte sich in Ungehorsam gegen Anweisungen und Erlasse und teilweise auch mit körperlicher Gewalt. So wird z. B. von einem Polizistenmord in Bad Ems im Jahre 1871 berichtet, der durch kollektive Verweigerung der Zusammenarbeit mit staatlichen Kriminalbehörden nie aufgeklärt wurde. Erst der Krieg 1870/71 gegen Frankreich und die Reichsgründung brachten die Wende zugunsten einer deutschen patriotischen Gesinnung. Das Kaiserreich hinterließ mit seinem militärischen Gehabe und strenger Zucht und Ordnung offenbar bleibenden Eindruck. Unter diesem Eindruck steht z. B. auch die Gründung des Männergesangvereins „Germania“ Lollschied in 1872. Sozialreformen unter Bismarck veränderten die gesellschaftliche Struktur nachhaltig. Bei der Einführung der „Zivilehe“ und der Schaffung von Standesämtern gab es von kirchlicher Seite wohl Widerstand, der aber überwunden wurde. Mit einer Sozialgesetzgebung wurden Eckpfeiler unseres heutigen Sozialstaates geschaffen. Auch die Einführung der Berufsgenossenschaften fiel in diese Zeit und die Frauen in ihrem gesellschaftlichen Status aufgewertet. Schaut man sich Unterlagen aus der Kaiserzeit an, fällt auf, dass hier fast ausschließlich Männer vorkommen. In einer „Bürgerliste“ Lollschieds sind nur Männer aufgeführt. Rechtlich handeln konnten nur Männer. Auch das Wahlrecht für Frauen ließ noch auf sich warten und wurde erst mit Ende des Kaiserreiches und Gründung der Weimarer Republik als allgemeines Wahlrecht in die Verfassung eingebracht.
In der Schulchronik der Volksschule Lollschied sind entsprechend dem Zeitgeist Kaisers Geburtstage, der Sedanstag oder Sterbefälle alter preußischer Heroen regelmäßig erwähnt. Berichtet wird aber auch von Witterungsereignissen, so dem großen Hochwasser vom Februar 1909, welches nicht nur an den Flüssen, sondern auch auf dem Lande große Schäden verursachte. Aber auch von kalten Wintern, wie 1917, oder von Schneefällen im Oktober und einhergehendem Schneebruch. Erwähnung findet aber auch die Errichtung des neuen Friedhofs an der Eiche im Jahre 1898/99 und der Bau der Wasserleitung in 1908. Die Einrichtung von Abendschulen sollte die Erwachsenenbildung zum Ziel haben. Der Betrieb von Winterschulen brachte neues Wissen für den Landbau ein. Es waren Friedenszeiten und man kann den Schreibern einen gewissen Stolz anmerken, wenn sie beschrieben, was sich in dieser Zeit alles tat und wie auch auf dem Lande ein gewisser Aufschwung verspürbar war. Das änderte sich dann im Jahre 1914 als das Deutsche Reich in den 1. Weltkrieg eintrat und gleich an zwei Fronten Krieg führte. Am 1. August erklärte Deutschland Rußland den Krieg und am 3. August dann Frankreich. Auslöser war ein Attentat auf den Thronfolger Österreichs in Serbien. Österreich erklärte Serbien den Krieg. Aus einer unseligen Kette von Bündnisverpflichtungen lagen sich „über Nacht“ fast alle großen Staaten Europas in den Haaren. Bei uns war überbordender Nationalismus und Militarismus Grundlage für begeisterte Männer, die unbedingt in den Krieg ziehen wollten. ………… der ganze Inhalt dieses Kapitels ist in unserem Buch „1200 Jahre Lollschied – Geschichte und Geschichten der Gemeinde“ nachzulesen.