Das Dorfgemeinschaftshaus
Nachdem 1972 die Gastwirtschaft „Zur Linde“ geschlossen wurde und das Rathaus nur eingeschränkt Platz bot, hat sich der damalige Gemeinderat unter Ortsbürgermeister Müller Gedanken über eine neue Versammlungsstätte für ihre Einwohner machen müssen. Mitte der 1960er Jahre schlossen die meisten Dorfschulen und die Ortsgemeinden der Umgebung bauten häufig die nun bedeutungslos gewordenen Immobilien zu Dorfgemeinschaftshäusern um. Deshalb war es ganz im Stile der Zeit, auch in Lollschied ein solches Gebäude zu errichten. Die alte Volksschule eignete sich nicht für eine Umnutzung. Sie wurde 1829 gebaut und kam aufgrund der Bausubstanz und der Lage des Schulraumes im 1. Obergeschoß mit Einliegerwohnung im Erdgeschoß nicht in Frage. Gleichwohl stand auf dem Nachbargelände, dem ehemaligen Schulspielplatz, eine ausreichend große Fläche zur Anlage eines neuen Gebäudes zur Verfügung. Das Grundstück war in der Hand der Gemeinde und wurde nur vom Männergesangverein zum alljährlich stattfindenden Bierfest am Himmelfahrtstag genutzt. Hierzu errichtete der Verein ein Festzelt mit Tanzboden. Die Toilettenanlagen der alten Schule wurden hier mitbenutzt. Ansonsten war die Wiese Bolzplatz für die Dorfjugend. Die Planungen liefen in den Jahren 1976 und 1977 an und gediehen zu einem Bauplan, der im März 1978 beim Bauamt zur Genehmigung eingereicht wurde. Nach entsprechenden Korrekturen und Abstimmungen wurde dann im Juli 1978 die Baugenehmigung erteilt. Projektiert wurde ein ca. 25 m langes und 12 m breites Gebäude mit 2 Eingangstüren. Der Plan sah vor, dass der Eingangs- und Küchentrakt unterkellert wurde. In den Kellerräumen waren ein Lagerraum und die Toilettenräume vorgesehen. Vorschriften auf behindertengerechtes Bauen gab es in dieser Zeit noch nicht. Überlegungen, auch den Raum unter dem großen Saal zu unterkellern, wurden aus Kostengründen verworfen. Finanziert wurde das Gebäude im Wesentlichen durch Eigenmittel in Höhe von 125.000 DM, der Rücklage, 50.000 DM aus dem Verkauf der alten Schule, 10.000 DM Zuschuss aus dem Investitionsstock des Landes und einem Kreiszuschuss in Höhe von 16.000 DM. Auch die evangelische Kirchengemeinde Niedertiefenbach gab einen Zuschuss in Höhe von 21.000 DM, der Männergesangverein einen in Höhe von XXXXX. Zwei private Spender wollten ebenfalls die Ortsgemeinde bei ihrem Vorhaben unterstützen. Im Finanzierungsplan waren zudem beachtliche 40.000 DM Eigenleistung der Ortsbevölkerung eingeplant. Ortsbürgermeister Müller versuchte von Anfang an, die veranschlagten Gesamtkosten von 360.000 DM zu minimieren, indem er durch reichlichen Einsatz der Einwohner Unternehmereinsatz vermied. Die erforderlichen Erdbewegungen wurden mit Maschinen der Fa. Schmidt aus Niederwallmenach vorgenommen, sonstige Schacht- und Kanalarbeiten durch freiwillige Helfer der Gemeinde. Maurer- und Betonierarbeiten führten mehrere Maurer aus, die geringfügig entlohnt wurden. Überhaupt war es eine logistische Meisterleistung, immer das richtige und ausreichende Baumaterial zur Verfügung zu stellen und die Arbeiten mit entsprechenden Helfern so zu organisieren, dass sie sinnvoll aufeinander abgestimmt waren. Auf die noch im Herbst 1978 hochgezogenen Grundmauern wurde eine Fertigdecke aufgelegt und betoniert. Im zeitigen Frühjahr 1979 wurde dann das Fertighaus der Fa. Wenzel aus Hanau angeliefert und die einzelnen Elemente mit einem Kran an die richtige Stelle gehievt und montiert. Das Dach besteht aus Bindern, die die komplette Breite von 12m überspannen und bei 15° Gefälle nur eine Mittelhöhe von 1,80 m aufweisen. Die Dacheindeckung bestand aus Welleternitplatten. Diese Asbest enthaltenden Platten wurden 1991 gegen asbestfreie Platten ausgetauscht. Die Arbeiten im Gebäude wurden dann bis zum April 1979 komplettiert und auch der Parkplatz vor dem Gebäude gepflastert. Am 21. April 1979 konnte dann das Gebäude mit einer Einweihungsfeier seiner Bestimmung übergeben werden. Das Dorfgemeinschaftshaus wurde für die Ortseinwohner sofort zu einer Einrichtung, welche rege für Familienfeiern, Hochzeiten, aber auch bei Trauerfällen für das Kaffeetrinken genutzt wurde. Der Männergesangverein richtete sein Bierfest am Himmelfahrtstag nun auch in diesem Gebäude aus. Allerdings ging der Flair der alten Zeltveranstaltung verloren. Als legendär kann man die Familienabende bezeichnen, die anfangs noch getrennt von Feuerwehr und Männergesangverein, dann gemeinsam und dann für die gesamte Ortsbevölkerung durchgeführt wurden. Wichtig bei diesen Veranstaltungen war immer das vorherige gemeinsame Essen der Feiernden. Getreu nach dem Motto „Ein richtiger Lollschieder isst mehr als das er trinkt“ gab es immer etwas Handfestes zum Anfang, um sich dann an einem immer aufwändiger gestalteten Programm zu erfreuen zu können. Diese Familienabende wurden bis 2008 durchgeführt. Dann wurde der Kreis der Leute, die zum Programm beitragen wollten, immer kleiner. Die Anzahl der Teilnehmer schwand und sackte von durchschnittlich bis zu 120 Personen auf um die 70. Das war dann das Ende dieser tollen Veranstaltungsreihe. 1991 und 1992 wurde nach den bisher gemachten Erfahrungen ein Windfang vor dem Haupteingang des Gebäudes geplant und schließlich in 1992 gebaut. Das Dach wurde erneuert und die Wärmedämmung der Hallendecke verbessert. Für die Sanierung wurden ca. 160.000 DM veranschlagt. Die Gemeinde erhielt aus dem Investitionsstock des Landes einen Zuschuss von 50.000 DM. 2006 erhielt das Gebäude eine neue Heizung. Die alten Gaswandöfen wurden abgehängt und eine wassergestützte Heizung mit einer Gasbrennwerttherme installiert. 2007 wurde der Außenanstrich der Fassade erneuert. 2012 wurde im unteren Bereich des Anwesens eine Gerätehalle als Ersatz für den verlorengegangenen Abstellraum am Rathaus geschaffen. Hier werden die Geräte und Baumaterialien der Ortsgemeinde abgestellt.
Das Rathaus und der Dorfplatz
Das alte Backhaus
Schon auf der Karte von 1843, die die Ortslage von Lollschied darstellt, ist an der Stelle des heutigen Rathauses ein etwas kleineres Gebäude verzeichnet. Es steht zentral und war das Gemeindebackhaus des Ortes. Wann es errichtet wurde, steht nicht fest. Es wurde vom Brand in 1842 verschont. Dieses Backhaus diente allen Familien zum Backen ihrer Brote und Kuchen. Es war wohl anfangs eingeschossig mit einem aufgesetzten Satteldach. Eine Treppe führte links am Backofen empor zum Dachboden. 1893 wurde dieses Gebäude dann umgebaut und erhielt ein Glockentürmchen auf einem offenbar neu aufgesetzten Dachstuhl. Die neue Dorfglocke stammte von der Firma F. W. Rincker und wurde 1892 in Sinn gegossen. Sie hing dann bis 1917 und wurde dann vom Reich eingezogen und zu Kriegszwecken verarbeitet. Die Gemeinde erhielt hierfür 270 Mark. Der Dachstuhl wies nach Norden ein lang abgeschlepptes Dach auf, welches auch noch das angebaute ältere 3,60 m tiefe und 5 m lange Spritzenhaus überdeckte. Die Feuerwehrleitern wurden auf der Seite des Anwesens Hartenfels aufbewahrt. Bereits 1935 errichtete die Gemeinde die auch heute noch bestehende 90 m3 fassende Zisterne unter dem Dorfplatz. Diese ersetzte den wesentlich größeren, offenen Brandweiher, der sich vom Rathaus bis zum Feldweg erstreckte. 1936 fasste die Gemeinde den Beschluss, das Rathaus umzubauen. Die Feuerwehrausrüstung war umfangreicher geworden und man erhielt eine Motorspritze, die nicht mehr in das alte Spritzenhaus passte. Offenbar war auch der Backofen nicht mehr zu reparieren und gab mit dazu Anlass, das Gebäude umzugestalten. Der ursprüngliche Plan war, das bestehende Spritzenhaus abzureißen und durch einen nun 4 m breiten und 6,50 m langen Anbau zu ersetzen. Ein breiterer Anbau wurde verworfen, da man dann in den Bereich des alten Brandweihers, der 2,50 m tief war, gekommen wäre und dann eine teure Fundamentierung erfolgen hätte müssen. Der Kreisbaumeister änderte die ursprünglichen Pläne mehrmals. So wurde über dem Anbau noch ein Stock angelegt, der dann das neue Hitlerjugendräumchen beinhaltete. Dafür gab es staatlicherseits einen attraktiven Zuschuss. Letztlich wurde dann so gebaut, wie sich die gebäudliche Situation auch heute noch darstellt. ………… der ganze Inhalt dieses Kapitels ist in unserem Buch „1200 Jahre Lollschied – Geschichte und Geschichten der Gemeinde“ nachzulesen.