Die Waldschmidtmühle
Diese unweit der den Dörsbach querenden Straße Hunzel–Attenhausen gelegene Mühle ist wegen ihrer unterschiedlichen Funktionen der interessanteste Gewerbebetrieb im Jammertal. Ursprünglich befindet sich auf dem Mühlenplatz eine Waldschmiede (Wappenschmiede) mit einer Schleifmühle. Der dort tätige Schmied stellt Gebrauchsgegenstände aus Eisen für den täglichen Bedarf her. 1550 erhalten die Brüder Hans und Andreas Enders Waldschmieden die Erlaubnis, auf der Dürst (Dörsbach) bei oder in der Waldschmiede eine Mühle zu erbauen, die sie mit zwei Mahlwerken und einem Schlagwerk zur ÖIherstellung ausstatten. 1676 wird Christian Zimmermann von Bremberg Pächter der Mühle. Seine Abgaben bestehen in 2 1/2 Malter Korn, 2 Malter Hafer, 2 Maß Butter und 100 Eiern. Schuldenhalber sieht er sich Anfang des 18. Jahrhunderts genötigt, das nutzbare Eigentum an der Mühle dem Katzenelnbogener Kanzleidirektor Anton von Sohlern zu verkaufen. Dessen Erben wandeln die Getreidemühle in eine Papiermühle um. Ab den 1720er Jahren stellt Friedrich Urlau in der Waldschmidt von Hand geschöpftes Schreibpapier her. Um sich der drohenden Konkurrenz durch das von Maschinen produzierte Papier zu erwehren, gliedert einer seiner Nachkommen 1854 der Papier- eine Knochenmühle an. Das zur Düngung der Felder erzeugte Knochenmehl findet jedoch wenig Abnehmer. Bereits nach drei Jahren legt Urlau die Knochemühle still, um sich ab 1858 außer der Papierherstellung auch der Getreidevermahlung zuzuwenden. In den folgenden Jahren leidet die Papierherstellung unter der Verschmutzung des Wassers durch die Eisensteinwäschen im Dörsbach bei Klingelbach und Katzenelnbogen. Ab 1874 ruht für einige Jahre der gesamte Mühlenbetrieb, bis 1878 der Müller und Bauer Karl Müller aus der heute wüst liegenden Langenauer Mühle am unteren Hasenbach „die Waldschmidt“ käuflich erwirbt. Auf ihn geht die zeitweise gebrauchte Bezeichnung „Karlsmühle“ zurück. Der neue Besitzer und ab 1891 sein Sohn Friedrich nutzen die vorhandene Wasserkraft zu einem ÖImühlenwerk. Außerdem unterhalten sie eine Branntweinbrennerei. Durch geschickte Erneuerung und Umwandlung der Wasser- und Mühlentechnik, so u. a. durch den Einsatz von zwei Turbinen, einer hydraulichen Ölpresse und einer Drahtseiltransmission, werden außer der Ölherstellung auch Gerste geschält, Holz geschnitten, eine Flachsschwinge betrieben und Strom erzeugt. Mit der Einstellung der Ölmüllerei 1951 und der Elektrizitätsgewinnung 1967 endet die vielseitige gewerbliche Tätigkeit in der Waldschmidtmühle. Heute ist die Mühle im Besitz von Sieglinde Aulmann. Sie hatte bereits 1963 ihren Mann Bruno Aulmann, welcher aus Lollschied stammte, verloren und betrieb eine Nebenerwerbslandwirtschaft. Heute werden die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen für Schafhaltung genutzt. Interessant ist an dieser Stelle auch die massive Brücke über den Dörsbach. Sie wurde nachweislich einer Bauinschrift im Jahre 1887 errichtet. Bevor die heutige Straße von Attenhausen nach Singhofen gebaut wurde, waren sog. Vizinalwege (Nachbarschaftswege) die Vorgänger heutiger Straßen. Die Brücke sollte als Bachübergang den Weg von Attenhausen mit Roth verbinden. Nachdem die heutigen Landes- und Kreisstraßen Bestand hatten, waren die in ihrer Bedeutung untergeordneten Wege hinfällig. Das Brückenbauwerk hatte damit ebenfalls seine ursprüngliche Funktion verloren. Gleichwohl wurde sie im Jahre 2009 durch die Ortsgemeinde Lollschied aufwändig saniert und statisch ertüchtigt, damit Holztransporter die im Schmidtberg und Kumpf geschlagenen Werthölzer abtransportieren können.
Stemmelmühle
Diese Mühle liegt zwischen Hasen- und Altbäckersmühle (Hauses Mühle). Sie wurde um 1800 gebaut. Neben dem einstöckigen Haus gab es noch ein Backhaus und eine Scheune. Der Erbauer war Johann Peter Müller aus Roth. Der Sohn Georg Müller übergab dann die Mühle seinem Schwiegersohn David Emmel aus Kördorf. 1898 wurde ein Stall angefügt und das Wohnhaus um einen Stock erhöht. Die Stemmelmühle war immer eine Mahlmühle für Getreide. Ihre jeweiligen Besitzer betrieben zudem eine kleine Landwirtschaft. Die ehemaligen Wiesen in der Talaue gehörten bis zum Eintritt des Werecker Bächleins zu dieser Mühle. Dieses Bächlein wurde früher auch Deuselbach genannt. Der heutige Hasenbach Enderbach. Die Mühle ging 1937 außer Betrieb. 1952 kaufte die Familie Hahn die Mühle samt dem zugehörigen Land von der Tochter des David Emmel. Die Mühle ist heute in dritter Generation im Besitz dieser Familie. Ein Stückchen unterhalb der Mühle setzt der Scheibighecker Pfad an, der über einen Bergkamm geht und zu den Lollschieder Waldungen rechts der Hasenbach führt. Er war für die Lollschieder Holzhauer lang der kürzeste Pfad zu dem Schmidtberg und dem Kumpf, ehe dann die Motorisierung begann und man per Traktor oder PKW „ins Rother“ fuhr. Unterhalb der Stemmelmühle , noch vor der ersten Brücke finden sich im Steilhang auf der rechten Hasenbachseite 4 Stolleneingänge. Dies waren Dachschiefergruben, die Mitte des 19. Jahrhunderts als die Bergwerke „Altgefreit“ bei der Bergverwaltung des Herzogtums Nassau registriert wurden. Die Stollen weisen nur eine geringe Tiefe auf und waren wohl nicht sonderlich ergiebig. Wahrscheinlich fand der gewonnene Schiefer lokale Verwendung in den umliegenden Orten. Kurz oberhalb der Einmündung des Wereker Bächleins findet sich fast auf Bachniveau ein weiterer Stollen mit ca. 5 m Teufe. Diese Grube wurde als Bergwerk „Josef III“ beim Bergamt registriert. Hier wurde nach Blei, Kupfer und Schwefelkies gegraben. Die Ausbeute war aber nicht ergiebig, sodass die Grube bald aufgegeben wurde.