Wenn man sich die Bürgerlisten und die Berufe der Lollschieder Einwohner im 20. und 21. Jhd. anschaut, ist leicht erkennbar, dass in Lollschied alles landwirtschaftlich geprägt war. Fast alle waren Landwirte, und die wenigen Handwerker Dienstleister für die Landwirtschaft, z. B. Schreiner, Wagner oder Schmied. Lange Zeit war auch der Beruf des Tagelöhners präsent. Zudem hielten sich die Landwirte Knechte und Mägde, die, über Jahreskontrakte verdingt, als Landwirtschaftshelfer tätig waren. Wenn man sich dieses Gefüge verinnerlicht, kann man behaupten, dass die Landbevölkerung ein autarkes Dasein pflegte, welches nicht oder nur im geringen Maße von der restlichen Wirtschaft abhängig war. Wenn möglich pflegte man den Tauschhandel. Das Bezahlen mit Geld war immer eine Sache, die man möglichst umging. Schließlich kam nur nach der Ernte, beim Verkauf von Getreide oder gemästetem Vieh sporadisch Bargeld beim Landmann an. Mit diesem galt es dann lange auszukommen. Die nachgestellten Artikel lassen diese Selbstversorgung erkennen und zeigen auch die Sparsamkeit der Leute im Umgang mit Bargeld auf.
Milchprodukte
Bis 1938 wurde Milch im häuslichen Umfeld zu weiterführenden Produkten verarbeitet. So war die „Bottermaschien“ schon eine Entwicklung der Neuzeit. Vorher hatte man die Butter gestoßen. Das heißt man hatte Töpfe aus Steingut, in die man Milch gab. Ein hölzerner Deckel mit Loch nahm den hölzernen Stößel auf, und dann wurde so lange auf und ab gestoßen, bis sich der Fettanteil der Milch in kleinen Butterflöckchen konzentrierte. Man trennte dann die Molke von der Butter, indem man die Flüssigkeit über ein Leinentuch siebte. Die Butter wurde dann solange geknetet, bis der Molkenanteil herausgedrückt war, und man strich die Buttermasse in Model. Somit kam man mit diesem wenig effektiven Verfahren immer zu frischer Butter. Die Molke wurde üblicherweise dem Rindvieh vorgesetzt. Die Buttermaschine bestand aus einem hölzernen Bottich, in das ein Rührwerk mit Holzflügeln eingesetzt wurde. Diese Maschinen nahmen schon 10–20 Liter Mich auf. Das Rührwerk übernahm nun die Aufgabe des Stößels im „Buttertopf“. Mit diesen Maschinen konnte man in einem Arbeitsgang deutlich mehr Butter herstellen. Sauermilch, Kochkäse und Quark waren weitere Milchprodukte die man selbst herstellte. Neben dem selten gereichten Fleisch und der Wurst waren Milchprodukte, die einzigen Eiweißquellen der Vergangenheit. Hülsenfrüchte ergänzten das Nahrungsangebot mit pflanzlichem Eiweiß.
Die Molkerei
1938 wurde in Miehlen an der Ausfallstraße nach Nastätten eine Molkerei gebaut. Diese gründete sich als Genossenschaft, der sich auch die Lollschieder milchproduzierenden Landwirte anschlossen. Die Milch wurde in verzinnten 20 oder 10 Liter fassenden Eisenkannen zum örtlichen Milchbock gebracht und dort von einem Lastwagen der Firma Schneider aus Holzhausen abgeholt und zur Molkerei gebracht. In Lollschied gab es einen Milchbock vor dem Anwesen Beilstein, unterhalb der Gastwirtschaft Lehr. Der zweite befand sich vor „Pfeifersch Goarde“ im Oberdorf. Der Fahrer des Milchwagens, Willi Schneider, war weit bekannt und übernahm auch Gefälligkeitsdienste, z. B. nahm er Arzneimittelrezepte mit und brachte dann bei der nächsten Tour die Medikamente aus der Apotheke in Miehlen mit.
Die Milchböcke waren beliebte Treffpunkte der Dorfjugend, weil man hier so schön die „Baa bambelle losse konnt“. Die gelieferte Milch wurde dann in der Molkerei zu Milchprodukten verarbeitet und verkauft. Die Milchlieferanten konnten sich auch dieser Produkte bedienen. Deshalb gab es eine „Botterkist“, die monatlich wanderte und die Dauerbestellungen an Butter enthielt. Als Sonderbestellung war auch der Bezug von Quark, Schichtkäse und Sahne möglich. Derjenige der die Kiste gerade hatte, hat dann die Ausgabe über eine mitgelieferte Liste vorgenommen. Die bezogenen Produkte wurden monatlich mit den Milchlieferungen verrechnet. Somit kam dann eher etwas Bargeld zurück, als dass man Geld ausgegeben hätte. Ganz im Sinne des sparsamen Landmanns. 1970 wurden dann die Molkereien in Miehlen und Niederwallmenach der „Zentra-Molkereien Rhein-Main e.G.“ angeschlossen. Die Milch wurde nun nicht mehr in Kannen abgefahren. Es gab schon Melkmaschinen und die Milch wurde in Behältern gekühlt. Der Milchfahrer hatte dann auch schon eine erste Qualitätskontrolle auf Temperatur und Konsistenz vor Absaugen der Milch vorzunehmen. Die früher in Kannen gelieferte Milch war gerade in den Sommermonaten häufig schon sauer und für die Molkerei nur bedingt brauchbar. Durch die Kühlung und weiteren hygienischen Maßnahmen wurde einem steigenden Qualitätsbewusstsein Rechnung getragen. 1977 vereinigte sich die Zentra mit der Moha in Frankfurt-Sossenheim unter der Firmenbezeichnung „Moha und Zentra – Vereinigte Milchwerke GmbH“. Dieses Unternehmen gibt es auch heute noch und hat sein Einzugsbereich auf Hessen reduziert.………… der ganze Inhalt dieses Kapitels ist in unserem Buch „1200 Jahre Lollschied – Geschichte und Geschichten der Gemeinde“ nachzulesen.