Zum Kirchspiel Niedertiefenbach gehörten schon nach den ältesten Urkunden die vier Orte Niedertiefenbach, Lollschied, Pohl, Roth und das ausgegangene Dorf Wolfrade mit zusammen neun Mühlen. 1829 kam noch der Hof Bleidenbach von der Pfarrei Klingelbach zur Gemeinde Niedertiefenbach und somit in das Kirchspiel hinzu. Von den neun Mühlen sind zwei, die Jammertals- und Langenauer Mühle, abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden. Das Kirchspiel führte in den bürgerlichen Beziehungen den Namen Pohlerhof, weil in Pohl der Gerichtstag des Kirchspiels abgehalten wurde. Hier wurden die kirchlichen Strafsachen behandelt. Die weltlichen Strafsachen waren den Landesherren obliegend. 1246 übergaben Graf Heinrich von Nassau und seine Frau Mechthildis die Kirche zu Niedertiefenbach mit den Kapellen zu Pohl und Singhofen dem Kloster Arnstein. Die Kapelle in Pohl lag mitten im Ort und wurde wohl schon im 18. Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgebrochen. Die letzte Trauung in diesem Hause ist für das Jahre 1752 dokumentiert. Das Kirchspiel deckte sich nicht vollständig mit weltlicher Zuordnung. Pohl, Lollschied und Roth gehörten der Niedergrafschaft Katzenelnbogen und seinen Nachfolgedynastien an, während Niedertiefenbach ursprünglich nassauisch war und dann wechselnde Herrschaften im Vierherrischen Gefüge aufwies. 1479 starb das Grafenhaus Katzenelnbogen im Mannesstamm aus. Das Erbe ging an die Grafen von Hessen und dann an Hessen-Kassel und seinen folgenden Seitenlinien. Philipp der Großmütige führte 1527 ohne größere Widerstände die Reformation durch. Kirchlicher Besitz wurde säkularisiert und gemeinnützigen Institutionen zugeführt. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) führte das Haus Hessen- Darmstadt einen Privatkrieg (Krieg im Krieg) mit dem verwandten Hause Hessen- Kassel um die Niedergrafschaft Katzenelnbogen. Hessen-Darmstadt war katholisch, Hessen-Kassel reformiert. 1626 konnte Hessen-Darmstadt die Niedergrafschaft vereinnahmen, war sie aber durch einen Feldzug der Kasseler bald wieder los. Im Westfälischen Frieden 1849 wurde dann endgültig die Niedergrafschaft Hessen- Kassel zugeschlagen. Nach dem Frieden von Lunéville 1801 wurde die Niedergrafschaft von Frankreich annektiert, und aus dem rechtsrheinischen Gebiet schuf Napoleon 1806 das Pays réservé de Catzenellenbogen. Am 17. Oktober 1816 wurde dann das Territorium mit dem Herzogtum Nassau vereinigt. 1844 wurde der Zehnte der Pfarrei abgelöst. Die einzelnen Gemeinden mussten das 16fache des jährlichen Geldbetrages als Ablösung in einen sog. Pfarrfond hinterlegen. Lollschied wurde hier mit 700 Gulden belastet. Nach der Schlacht bei Königsgrätz im Jahre 1866, die Preußen gegen Österreich für sich entschieden hatte, wurde das Herzogtum Nassau aufgelöst und 1868 in preußisches Staatsgebiet überführt.
………… der ganze Inhalt dieses Kapitels ist in unserem Buch „1200 Jahre Lollschied – Geschichte und Geschichten der Gemeinde“ nachzulesen.